Monday, February 22, 2016

Panamakanal, so wird es gemacht

Eine kleine Bildergeschichte wie es wirklich ist mit der Fahrt von der Karibik in den Pazifik:

Die Esperanza kuschelt mit der Onotoa

Jetzt ist Hauptsaison, da werden Segelschiffe in 2er oder 3er Paketen durchgeschleust, manchmal bis zu 10 Boote pro Tag. Etwa zwei Meilen vor der Einfahrt in die erste Schleuse kommt ein Mann von der Kanalgesellschaft an Bord jedes Schiffes und begleitet dieses auf der ersten Etappe die drei Gatunschleusen hinauf bis in den Gatunsee.  Bei unserem Kanaltransit waren wir (weil Katamaran) in der Mitte, alle unsere Fender (12 Stueck) draussen  und die beiden oesterreichischen Einrumpfboote Esperanza und Modesta rechts bzw.links von uns mit ihren Leinen fest an der Onotoa verzurrt. Am Tag, an dem wir durchgefahren sind, waren es insgesamt sechs Segelschiffe in zwei Gruppen zu je drei Booten und 17 Frachtschiffe von der Karibik in den Pazifik bzw. 12 Frachtschiffe in der entgegengesetzten Richtung.

Starke Stroemung und Wirbel in der Schleusenkammer

Der Frachter "ISE" wurde mit 4 Lokomotiven vor uns in die Schleuse gezogen. Wir sind ihm mittig gefolgt und sobald wir am Schleusentor vorbei waren, haben die Leinenwerfer von oben jeweils zwei duenne Leinen  auf die Modesta und die Esperanza geworfen. An deren Ende befindet sich ein Ball, damit diese auch richtig weit geworfen werden kann - die sogenannte "Affenfaust". An dieser duennen Leine haben die Linehandler der Modesta und der Esperanza dann ihre dicken "Panamaleinen" befestigt - die haben wir gemietet, normalerweise hat ein Segelschiff sowas nicht an Bord, die muessen ja 40 Meter lang und 2cm dick sein. Die Leinenwerfer oben an der Mauer haben dann die duennen Leinen raufgezogen und die dicken, die daran befestigt waren, um grosse Poller oben an der Mauer befestigt. Die Leinenhelfer unten auf der Modesta und der Esperanza mussten dann immer die Leinen, auf jedem Schiff eine vorne und eine hinten, halbwegs straffen um unseren Pulk in der Mitte der Schleusenkammer zu halten. Die Onotoa Crew hat sich das erspart, wir waren zustaendig fuer die entsprechende Unterstuetzung per Motor. So ging es im Pulk die drei Gatunschleusen rauf, dann hat sich das letzte Tor geoeffnet, wir sind in den See rausgefahren und haben den Pulk wieder aufgeloest. Uebernachtet haben wir gleich am Anfang des Sees an einer Boje.
Wir hatten nach den aufregenden drei Schleusengaengen so richtig Hunger und Sylvias Chili con Carne hat allen geschmeckt - unseren Leinenleuten Charlotte, Kassandra und Kyle, Franklin von der Kanalbehoerde und auch dem Kaeptn hats gemundet.
Tagesresumee: um etwa 16:00 Uhr kam der Lotse an Bord und 4 Stunden spaeter waren wir an der Boje.

Sonnenaufgang am Gatunsee

Friedlich an der Boje warten alle sechs Boote auf ihren neuen "Aufpasser" von der Kanalbehoerde, der bis zum Ende der Durchfahrt in den Pazifik mitfaehrt. Nach dem Fruehstueck kam dann um etwa 09:00 unser neuer Lotse Roy an Bord.

Viel Verkehr in der Schifffahrtsrinne

Kaum war der Lotse an Bord ging es auch schon los, per Motor immer am rechten Rand der Fahrrinne durch den Gatunsee, immer wieder riesige Frachtschiffe, die uns entgegen kommen oder ueberholen.

Die Centennial Bridge

Am Ende des Sees wirds dann enger, die letzen sieben Seemeilen vor den Schleusen, dem Gaillard Cut, ist dann Einbahnverkehr und sogar der grosse orange/weisse Frachter (ein Autotransporter) muss warten bis wir durchgefahren sind. Auch ein grosses Krokodil war zu sehen, vermutlich hat es sich aber nicht an die Einbahnregelung gehalten. Kurz vor den letzten Schleusen ist dann die Centennialbruecke, die einzige Bruecke ueber den Panamakanal.

Miraflores Webcam

Nach der Bruecke wurde dann das Oesterreicherpaket wieder aneinander gebunden und wir sind die Pedro Miguel Schleusenkammer hinunter in den Miraflores See  abwaerts gefahren - alles wieder so wie auch beim Rauffahren, mit Affenfaust und Leinen am Pier. Zusammengebunden sind wir dann etwa eine Meile ueber den See gefahren, bei den Miraflores Schleusen hatte dann die Kanalbehoerde ein Problem - keine  Leute an der Pier fuer die Affenfaeuste! Also haben wir zum Leidwesen unserer tapferen Freunde zu Hause,  die so lange schon ausgeharrt haben, um uns auf der Webcam zu sehen, kleine Kreise im See gefahren bis es dann etwa 30 Minuten spaeter endlich soweit war.

Das schlammige Wasser des Gatunsees vermischt sich mit dem blau des Pazifiks wenn sich die letzte Schleuse oeffnet

Zwei weitere Schleusenkammern spaeter hat sich dann das letzte Tor geoeffnet und unser Pulk ist in den Stillen Ozean gefahren, mit kraeftiger Motorunterstuetzung, denn die Stroemung ist hier extrem stark.

Bridge of the Americas

Einige Minuten spaeter passiert man dann die "Bridge of the Americas", wir haben einen Schluck aus der kleinen Portweinflasche genommen, die wir schon seit Madeira genau dafuer mitfuehren und haben angestossen auf eine aufregende und gute Durchfahrt durch den Panamakanal. Kein Kratzer, keine Beulen und rundum alle gluecklich und zufrieden.... Im Balboa Yacht Club gleich hinter der Bruecke gehen dann unsere Leinenleute von Bord und auch der Lotse wird dort abgeholt, wir fahren noch zwei Meilen weiter zu unserem ersten Ankerplatz im Pazifik in La Playita.

Besonderen Dank fuer die gelungene Durchfahrt an:

Florian von der Esperanza fuer seine Arrangements mit der Kanalbehoerde und allem rundherum

Thomas von der Modesta fuer seine technische Unterstuetzung  bei unseren Batterien

Rico von der Telefine fuer seine Nachtschicht an unserem Kugelhahn

Den drei Admiralinnen Maria, Martina und Sylvia fuer die richtigen Kommandos

Unseren Leinenleuten Charlotte ans Daenemark, Kassandra und Kyle aus Missouri/USA

Der Kanalbehoerde fuer die durchwegs netten und kompetenten Lotsen

Alle in Oesterreich, die wegen drei Minuten auf der Webcam brav gewartet haben

HURRA -WIR SIND IM PAZIFIK !

1 comment:

hertah said...

Hurra, hurra! Bravo! Danke für die tolle Beschreibung, ur interessant! Den orange-weißen Frachter habe ich übrigens auch am Bild gehabt, als ich zur falschen Zeit zusah :-)...
Habt es schön und macht bitte viele Fotos!
Bussi aus dem grauen Wien.